Uranglasuren und mehr...

Zum Beispiel...Bücher über Rußland und Reisen dahin oder Aufenthalte dort.... aus den 30er/40er'n

Nach dem Sturz des Zaren und dem Ende des 1. Weltkrieges zog es viele Menschen aus ganz Europa und der Welt in das Land der Bolschewiken, um die neue Gesellschaftsform mit eigenen Augen kennen zu lernen.
Sie sahen und erlebten viel - auch viele Tragodien und noch mehr persönliche Enttäuschungen...
Neben den wohlwollenden bzw. positiven Rezensionen der Zeit gab es aber auch die deutlichen Kritiken (nicht selten als NS Propaganda) und die viele Jahre später des Spektrum der 'Erinnerungsliteratur'. Hier beschrieben gerade ehemalige  Kommunisten ihre erlebte Vergangenheit. Diese Gattung ("Renegatenliteratur") beinhaltet generell sowohl die Werke der Zeit, als auch die später verfassten Erinnerungen.

Es waren nicht nur schwärmerische, intellektuelle Linke, sondern auch ungezählte Neugierige aus allen Lebensbereichen, egal ob nun Wandervögel und Pfadfinder, Künstler, Handwerker, Arbeiter, Diplomaten und viele mehr. Nicht wenige von ihnen schrieben ihre Erlebnisse auf und so kann man mit Recht davon sprechen, daß es in den ersten 20 Jahren des neuen Systems einen regelrechten Boom auf Sowjetrußland gab, der sich in der Reiseliteratur auffällig artikulierte.
Die Bücher spiegelten deutlich den politischen Standort ihrer Verfasser wider und waren in der Regel zwangsläufig entweder extrem prosowjetisch oder aber das ganze Gegenteil davon. Selbst Autoren die sich im Titel oder Vorwort ihres Werkes anfänglich noch als unbefangene Besucher darstellten, ließen im Text dann doch klar und häufig erkennen, daß ihre Ausführungen letztlich nur dazu da waren, entweder das sowjetkommunistische System zu preisen, oder aber es an den Pranger zu stellen.
Mit der Machtergreifung des Faschismus in Deutschland, Italien und Spanien nahm diese Kontroverse zwangsläufig noch zu, man mußte sich in Europa positionieren. Das es sich hierbei um die Entscheidung zwischen zwei totalitären, blutigen Diktaturformen handelte, war vielen Zeitgenossen damals nicht ganz klar. Unbekümmert wurde entweder Stalins oder Hitlers "Revolution" verehrt und gelobt, ganz so, als vergleiche man Fußballvereine oder Nudelgerichte.
Mit der Zunahme der politischen Verfolgung, sowohl in Deutschland als auch in Sowjetrußland, die sich im 3. Reich gegen Linke, Juden, die Kirche und allem ‚Artfremden‘ richtete und deren Opfer in Rußland sogenannte ‚Trotzkisten‘, ‚Schädlinge‘ oder ‚Saboteure‘ waren, wurde langsam deutlich, daß beide Systeme in ihrer brutalen, totalitären Art eine Bedrohung des Menschen sind.
Und je mehr ab Mitte der 30er Jahre der Staatsterror Programm wurde, je mehr wurden die Möglichkeiten eingeschränkt, ohne Probleme zu reisen. Rußland wie Deutschland schlossen allmählich ihre Grenzen, sodass es zwangsläufig zu einem Erliegen der Reiseliteratur kommen mußte.
Aber nicht nur das, - von vermeintlichen „Spionen“ und „Agenten“ scheinbar permanent bedroht und unterwandert, gerieten auch jegliche touristischen Informationen, Berichte, Fotos usw. auf den Index der Staatsgefahr, sah man darin doch eine verschleierte Form des Ausspionierens, ja eine Art von Staatsverrat. Über das reale Deutschland oder Rußland zu schreiben wurde zum Verbrechen.
Namhafte Autoren, Prominente, aber auch einfache Leute besuchten bis Ende der 30er Jahre Sowjetrußland und schrieben darüber.

Die Forschung hat sich dieses Themas bereits angenommen. Ausführlichere Arbeiten dazu sind z.B. folgende Publikationen:

Reisen zu den Sowjets. Der ausländische Tourismus in Rußland 1921-1941
Mit einem bio-bibliographischen Anhang zu 96 deutschen Reiseautoren von Matthias Heeke
Lit Verlag; Auflage: 1., Aufl. (Juli 2003)

Augen-Schein. Deutschsprachige Reisereportagen über Sowjetrussland 1917-1939
von Bernhard Furler, Athenäum, 1987.

Besonders von Hermann Weber und Reinhard Müller gibt es eine Reihe vorzüglicher Bücher zum Thema Renegatenliteratur bzw. Exilanten im stalinistischen Russland...

Hier nun eine kleine Auswahl aus der zeitgenössischen Literatur...eher die wohlwollenden Exemplare




 

   

 


Zeitgenössische Werke mit deutlich kritischem Feedback....



Citrine: Auf Wahrheitssuche

    

Andre Gide: Zurück aus Sowjetrussland

              

Koestler: Sonnenfinsternis 1940               Istrati 1923

Ex-Kommunisten schrieben für die NS-Propaganda...

  

Sowohl K. Albrecht als auch M. Pförtner sind nur Alias-Namen, im realen Leben hießen sie Löw bzw. Müller.

Erinnerungsliteratur, Jahre nach der Zeit verfasst....

 

   

Fortsetzung folgt