Hier sind Listen zu verschiedenen Lesebereichen. Alles natürlich rein subjektiv, aber garantiert selbst gelesen und insofern meine Literatur-Empfehlung/Bewertung, nix Abgeschriebenes oder Kopiertes.
Den Anfang macht die Auswahl zur Polar-Literatur. Zukünftig wird eine ähnliche Auswahl die Bereiche zur Literatur des Keramiksammelns, sowie zu den Reisereportagen aus Sowjetrussland (30ger Jahre) veranschaulichen.
POLARFORSCHUNG
| Neunzig Grad Nord
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Auf dem Weg zum Nordpol-Klassiker...!
Das Buch gibt einen hervorragenden Überblick zu Namen und Exkursionen der Arktiserforschung bis in die zwanziger Jahre. Spannende Lektüre über nahezu alle wichtigen, spektakulären und tragischen Reisen ins ewige Eis des Nordens, - ohne Hang ins Reißerische zu verfallen oder Heldenverehrung zu üben. Vielmehr die Suche nach den vielfältigen Motiven der Franklins, Pearys, Halls, Nobiles usw., solches zu wagen. Das Buch hat die Potenz, zum Klassiker zu werden, läßt es doch an Informationen kaum etwas aus (anders als Malauries "Mythos Nordpol", der sich nur auf die Forschungen in und um Grönland bezieht).
Die Ausgabe selbst ist wunderbar illustriert, an historischen Darstellungen herrscht kein Mangel.
Das Nachvollziehen der Reiserouten wäre einfacher, hätte der Verlag noch zu jedem Kapitel/jeder Expedition eine individuelle Karte eingefügt. So muß man immer etwas zurückblättern, zu Karten am Anfang des Buches, denen es aber an Details fehlt.
Aber egal. Ein schönes Buch. Lesenswert für alle, die sich für die Arktis, für Geschichte und Geografie interessieren
| Die Geister von Kap Sabine
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Mit Ausdauer dem Ende entgegen...
Das sehr ausführliche Buch, beschreibt anhand reichlicher Auszüge aus den Tagebüchern, Logbüchern u.a. historischer Quellen den dramatischen Verlauf der sogen. Greely - Expedition. Die Bewertung mancher Quellen ist zwar mitunter strittig, aber man merkt auch, daß der Autor sich Mühe gab, die handelnden Personen nicht einseitig darzustellen.
Die Spannung und Dramatik der Entwicklung wird genau wiedergegeben, - einige historische Stiche und Fotos helfen, den Text zu illustrieren und der Story Gesichter zu geben.
Aber der Umfang ! Braucht man dafür 539 Seiten ? Weniger wäre wieder einmal mehr gewesen. Mitunter war ein Gähnen und Überblättern nötig und hilfreich, um den Spannungsbogen zu behalten.
Lesenswert aber dennoch, zumal es über die Greely- Expedition wesentlich weniger Literatur gibt, als z.B. über Franklin, Hall, Peary und andere Arktisreisende des 19. Jahrhunderts.
| Nimrod (Gebundene Ausgabe) Aus dem Leben einer Legende Beau Riffenburgh's Buch "Nimrod" füllt nun endlich einen leeren Platz in den Bücherregalen arktisch- u. antarktisch interessierter Leser des deutschsprachigen Raums. |
| DuMonts Lexikon der Seefahrer und Entdecker. Von Amundsen bis Zeppelin. von Fernand Salentiny
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Folgende Bücher haben keinen unbedingten 'wissenschaftlichen' Anspruch auf das Thema, sie sind jedoch auch interessant und jedes auf seine Art ein Stück "Volkserziehung" zum Bereich polarer Erforschungen.
Bixbys "Eishölle" und Tom Wittgens "Eismeerdrift" behandeln in Romanform die Fahrten Shackletons mit der Endurance und DeLongs mit der Jeanette. Die anderen Bücher geben Einblicke in die Historie der polaren Entdeckungen.
Sehr detailreich und mit alten Fotos illustriert, beschreibt Douglas Mawson seine große Antarktisexpedition. Wie bei fast allen renommierten Forschern dieser Zeit, wurden seine Expeditionserlebnisse im Brockhausverlag zu Leipzig publiziert und so dem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht.
Das Spitzbergen-Experiment (Gebundene Ausgabe)
von Hauke Trinks (Autor), Marie Tieche (Autor)
Welches Experiment, bitte... ?
Hauke Trinks Spitzbergen-Buch weckt vom Titel und vom Klappentext her, ein gewisses Interesse. Es wird von Abenteuern, Extremen, spektakulären neuen Theorien zur Entstehung des Lebens, von Herausforderungen und Konflikten mit der Natur der Region und der Natur zweier Menschen berichtet.
Nach der Lektüre des Buches stelle ich fest, dass ich recht enttäuscht bin. Und zwar auf mehreren Ebenen.
Die Beschreibung der Beziehungen zwischen Hauke und Marie wirkt sehr rational und kühl. Es werden die täglichen Arbeiten beschrieben (Marie als Hauswirtschaftlerin, Hauke als Forscher), aber emotional scheint es während der 14 Monate kaum eine Entwicklung gegeben zu haben. Das ist absurd, spätestens seit man weiß, dass beide eine „heftige Beziehung“ in ihrem „Liebesnest“ hatten, von der man aber erst später durch Interviews Maries erfuhr. Insofern ist natürlich alles Geschriebene ziemlich unglaubwürdig und auch unehrlich. Hier wurde ein Mann-Frau-Experiment vorgegaukelt, dass es so nicht gegeben hat. Beide hätten besser daran getan, mit der Veröffentlichung des Buches solange zu warten, bis ihre persönlichen Verhältnisse geregelt sind und sie offen dazu stehen können. Oder Hauke Trinks hätte sich allein auf die Beschreibung seiner wissenschaftlichen Arbeit beschränken sollen.
Aber auch bei der Vermittlung der Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Forschungen, bleibt für den durchschnittlichen Leser doch vieles unklar. Zwar beschreibt Trinks mit Leidenschaft, was er alles an Formen und Farben des mikrobiologischen Lebens sehen konnte, doch in der Beschreibung der Ergebnisse seiner Arbeit, d.h. bei der Vermittlung seiner Theorie vom ‚Leben aus dem Eis’, bleibt er doch Einiges schuldig und findet nur selten Formulierungen, die auch dem Nichtwissenschaftler unter den Lesern Erkenntnisse bringen. Auch dieser Seite des ‚Experiments’ fehlt etwas, - vielleicht auch, weil die ganze Sache eher ein Stück Feldforschung und weniger ein klassisches Experiment war.
Ein wenig überrascht war ich von der Beschreibung des kargen und entbehrungsreichen Lebens der beiden Hauptakteure einerseits, gerade bei der Verpflegung, wo ab und zu anklingt, dass man gut haushalten muss, weil die Verpflegung genau kalkuliert ist und Nachschub ja nicht zu erwarten war, - andererseits aber an knapp 20 Stellen des Buches explizit davon berichtet wird, wie Rotwein, Whiskey, Sekt und Champagner zur Verfügung stand…. Wurde da ein weiteres ‚Experiment’ unterschlagen ?
Zur Auflockerung des Textes dienen eine Reihe schöner Naturbeobachtungen, einige Anektoden über Begegnungen mit Bären und anderen Tieren und mehrere eindrucksvoller Bilder/Fotos .
Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass das Buch letztlich doch nicht so spannend und aufschlussreich war wie ich es erwartet hatte und das ich das ganze Experimentengetue des Buches für einen Mogelpackung halte.
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