Uranglasuren und mehr...

Hier sind Listen zu verschiedenen Lesebereichen. Alles natürlich rein subjektiv, aber garantiert selbst gelesen und insofern meine Literatur-Empfehlung/Bewertung, nix Abgeschriebenes oder Kopiertes.

Den Anfang macht die Auswahl zur Polar-Literatur. Zukünftig wird eine ähnliche Auswahl die Bereiche zur Literatur des Keramiksammelns, sowie zu den Reisereportagen aus Sowjetrussland (30ger Jahre) veranschaulichen.

POLARFORSCHUNG

 

Neunzig Grad Nord


Fergus Fleming

Broschiert.
Piper 2004-12-21.
ISBN: 3492242057 / 3-492-24205-7
EAN: 9783492242059



Auf dem Weg zum Nordpol-Klassiker...!  
 


Das Buch gibt einen hervorragenden Überblick zu Namen und Exkursionen der Arktiserforschung bis in die zwanziger Jahre. Spannende Lektüre über nahezu alle wichtigen, spektakulären und tragischen Reisen ins ewige Eis des Nordens, - ohne Hang ins Reißerische zu verfallen oder Heldenverehrung zu üben. Vielmehr die Suche nach den vielfältigen Motiven der Franklins, Pearys, Halls, Nobiles usw., solches zu wagen. Das Buch hat die Potenz, zum Klassiker zu werden, läßt es doch an Informationen kaum etwas aus (anders als Malauries "Mythos Nordpol", der sich nur auf die Forschungen in und um Grönland bezieht).
Die Ausgabe selbst ist wunderbar illustriert, an historischen Darstellungen herrscht kein Mangel.
Das Nachvollziehen der Reiserouten wäre einfacher, hätte der Verlag noch zu jedem Kapitel/jeder Expedition eine individuelle Karte eingefügt. So muß man immer etwas zurückblättern, zu Karten am Anfang des Buches, denen es aber an Details fehlt.
Aber egal. Ein schönes Buch. Lesenswert für alle, die sich für die Arktis, für Geschichte und Geografie interessieren

 

 

Die Geister von Kap Sabine




Broschiert. Berliner Taschenbuchverlag 2002-12-23.
ISBN: 3442760658 / 3-442-76065-8
EAN: 9783442760657

Leonard F. Guttridge



Mit Ausdauer dem Ende entgegen...

Das sehr ausführliche Buch, beschreibt anhand reichlicher Auszüge aus den Tagebüchern, Logbüchern u.a. historischer Quellen den dramatischen Verlauf der sogen. Greely - Expedition. Die Bewertung mancher Quellen ist zwar mitunter strittig, aber man merkt auch, daß der Autor sich Mühe gab, die handelnden Personen nicht einseitig darzustellen.
Die Spannung und Dramatik der Entwicklung wird genau wiedergegeben, - einige historische Stiche und Fotos helfen, den Text zu illustrieren und der Story Gesichter zu geben.
Aber der Umfang ! Braucht man dafür 539 Seiten ? Weniger wäre wieder einmal mehr gewesen. Mitunter war ein Gähnen und Überblättern nötig und hilfreich, um den Spannungsbogen zu behalten.
Lesenswert aber dennoch, zumal es über die Greely- Expedition wesentlich weniger Literatur gibt, als z.B. über Franklin, Hall, Peary und andere Arktisreisende des 19. Jahrhunderts.

 

 

Nimrod (Gebundene Ausgabe)
von Beau Riffenburgh (Autor), Sebastian Vogel (Übersetzer)

Aus dem Leben einer Legende

Beau Riffenburgh's Buch "Nimrod" füllt nun endlich einen leeren Platz in den Bücherregalen arktisch- u. antarktisch interessierter Leser des deutschsprachigen Raums.
Endlich gibt es eine umfassende Beschreibung von Shackletons zweiter Reise in die Antarktis, eingepackt in unzählige Details, die sich sowohl um die Vorbereitung der Expedition, um Sir Ernest's Werben um seine Emily, die Kontroverse mit Scott und den Verbleib bzw. die biografischen Informationen der anderen Expeditionsteilnehmer drehen (um nur einige zu nennen).
Man spürt über die ganze Länge der Lektüre, daß der Autor nicht nur ein Kenner des Phänomens Shackleton ist, sondern auch ein leidenschaftlicher Bewunderer. An manchen Stellen schäumt das Buch nahezu über von Superlativen und heroischen Adjektiven. Nicht ganz zu unrecht, war doch Shackleton eine allgemein beliebte und symphatische Persönlichkeit, sowohl bei den Mitreisenden zum Südpol, als auch in der Öffentlichkeit, - aber nicht zuletzt deswegen, weil es unter seiner Leitung bei seinen Expeditionen, keinen einzigen Todesfall zu beklagen gab ( mit der Ausnahme von Sir Ernest selbst, der bei seiner letzten Reise zum Pol (1922),in Südgeorgien an Herzversagen starb und dort auch begraben wurde).

Das Buch ist - gerade in den Passagen über den Ablauf der Expedition selbst - sehr packend und spannend geschrieben. Der Verlag hat einige historische Fotos beigefügt, die das Gelesene gut illustrieren. Landkarten zu Beginn des Buches, erleichtern das Nachvollziehen der Reise-
routen und 50 Seiten zu Anmerkungen, Quellen u.ä. beenden es.
Die Übersetzung von Sebastian Vogel ist gut und authentisch, nur selten wird man stutzig, wie z.B. wenn von einem leckeren Dinner die Rede ist, und es zu den Klößen saftige "Hachsen", statt Haxen gibt.
Nicht nachvollziehen kann ich die Entscheidung von Autor und Verlag, (sogenannte) englische Eigennamen und das angelsächsische Maß- u. Entfernungssystem im Text beizubehalten. Z.B. " Glacier tongue" statt einfach "Gletscherzunge", oder die Entfernungen in Fuß und Meilen..., - ich mußte regelmäßig zum Lexikon greifen und umrechnen oder nachlesen, sonst hätte ich die Länge der Tagesetappen oder die Höhe des Mount Erebus (13500 Fuß....???) nie erfahren. Gott sei Dank hat man, zumindest bei Temperaturen, häufiger den Fahrenheit-Wert mit dem Celsius-Wert ergänzt, wenn auch nicht durchweg.
Doch von diesen Mängeln abgesehen, ist es ein sehr gut gelungenes Buch und wie bereits zu Beginn angemerkt, auch ein sehr wichtiges, weil im deutschsprachigen Raum kaum Literatur über die 'British Antarctic Expedition' vorliegt.
Prädikat : Besonders empfehlenswert!
Und Lob an den Berlin-Verlag, der Jahr um Jahr Bücher über die Polarzonen und deren Erforschung auflegt!

 


 

DuMonts Lexikon der Seefahrer und Entdecker.

Von Amundsen bis Zeppelin. von Fernand Salentiny


 

Wohl dem, der bastelt oder Blätter presst...!!!

Nachschlagewerke sind in der Regel nützliche Dinge. Sie sind übersichtlich, liefern komprimierte und exakte Daten, ergänzen bereits vorhandenes Wissen und fördern die Neugier nach allem Möglichen. Nicht wenigen Besitzern dienen sie zudem noch zur Dekoration, oder helfen - ob ihres Gewichts - beim Pressen von Herbstblättern und beim Zusammenkleben mancher Bastelarbeit.
Das Buch DuMonts Enzyklopädie der Seefahrer und Entdecker scheint mir nur zu Letzterem wirklich probat zu sein.
Es ist ewig schwer, ziemlich groß und sicherlich recht dekorativ.
Aber es hat Schwächen, die mehr und mehr auffallen und häufig ebenso schwer und groß sind. Allen voran wäre es das Format; - so ein unhandliches Buch kann man nur am Tisch lesen, denn beim Liegen, oder im Schaukelstuhl, setzt es der Arm- u. Brustmuskulatur gewaltig zu.
Das andere sind die Legionen von falschen Informationen und das Fehlen wichtiger Informationen!
Hier einige Schmankerl aus dem Buche:
Frederick Cook’s angebliches Schiff ‚Resolution’, soll 1774 im Weihnachtssund geankert haben?  F. Cook hatte nie ein eigenes Schiff und - vor allem - er wurde erst 1865 geboren!!! (S.130)
Robert E. Peary soll eine dramatische Expedition im Franz-Josephs-Land geführt haben….? Davon weiß die ganze Wissenschaft nichts. Peary war nie dort. Das Bild gehört zur Reise Weyprechts und Payers. (S.282)

William Dampier soll 1708 Francis Drake auf einer Kaperfahrt begleitet haben. Doch da war der schon seit über 100 Jahren tot. Roald Amundsen soll gar in nur drei Monaten die Nordwestpassage durchfahren haben. Dabei hat er die Strecke zwischen 1903 und 1906 erst mit mehreren Überwinterungen bezwingen können.
 
Die Chronik der Südpolexpeditionen auf Seite 150, sowie das ganze Buch, erwähnen mit keinem Wort, dass Borchgrevink 1895 überhaupt als erster Mensch den antarktischen Kontinent betreten hat.
Nahezu sprachlos macht, dass Forscher u. Entdecker wie z.B. de Gerlach, C. F. Hall und Greely gar nicht erwähnt werden, während wohl massenhaft Astro- u. Kosmonauten zu den großen Seefahrern und Entdeckern gerechnet werden sollen.
Lobenswert ist die große Fülle an Bildmaterial aus allen Jahrhunderten (wenn auch manchmal falsch kommentiert). Hier kann das Buch punkten.
Das Resümee ist dennoch negativ. Ein Nachschlagewerk, auf das man sich hinsichtlich der gebotenen
Informationen nicht voll verlassen kann, ist und bleibt enzyklopischer und literarischer Verhau.
Wohl dem, der bastelt oder Blätter sammelt.

 

 


Folgende Bücher haben keinen unbedingten 'wissenschaftlichen' Anspruch auf das Thema, sie sind jedoch auch interessant und jedes auf seine Art ein Stück "Volkserziehung" zum Bereich polarer Erforschungen.

Bixbys "Eishölle" und Tom Wittgens "Eismeerdrift" behandeln in Romanform die Fahrten Shackletons mit der Endurance und DeLongs mit der Jeanette. Die anderen Bücher geben Einblicke in die Historie der polaren Entdeckungen.

  

  

Sehr detailreich und mit alten Fotos illustriert, beschreibt Douglas Mawson seine große Antarktisexpedition. Wie bei fast allen renommierten Forschern dieser Zeit, wurden seine Expeditionserlebnisse im Brockhausverlag zu Leipzig publiziert und so dem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht. 

  

Das Spitzbergen-Experiment (Gebundene Ausgabe)
von Hauke Trinks (Autor), Marie Tieche (Autor)

Welches Experiment, bitte... ?

Hauke Trinks Spitzbergen-Buch weckt vom Titel und vom Klappentext her, ein gewisses Interesse. Es wird von Abenteuern, Extremen, spektakulären neuen Theorien zur Entstehung des Lebens, von Herausforderungen und Konflikten mit der Natur der Region und der Natur zweier Menschen berichtet.

Nach der Lektüre des Buches stelle ich fest, dass ich recht enttäuscht bin. Und zwar auf mehreren Ebenen.

Die Beschreibung der Beziehungen zwischen Hauke und Marie wirkt sehr rational und kühl. Es werden die täglichen Arbeiten beschrieben (Marie als Hauswirtschaftlerin, Hauke als Forscher), aber emotional scheint es während der 14 Monate kaum eine Entwicklung gegeben zu haben. Das ist absurd, spätestens seit man weiß, dass beide eine „heftige Beziehung“ in ihrem „Liebesnest“ hatten, von der man aber erst später durch Interviews Maries erfuhr. Insofern ist natürlich alles Geschriebene ziemlich unglaubwürdig und auch unehrlich. Hier wurde ein Mann-Frau-Experiment vorgegaukelt, dass es so nicht gegeben hat. Beide hätten besser daran getan, mit der Veröffentlichung des Buches solange zu warten, bis ihre persönlichen Verhältnisse geregelt sind und sie offen dazu stehen können. Oder Hauke Trinks hätte sich allein auf die Beschreibung seiner wissenschaftlichen Arbeit beschränken sollen.

 

 

Aber auch bei der Vermittlung der Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Forschungen, bleibt für den durchschnittlichen Leser doch vieles unklar. Zwar beschreibt Trinks mit Leidenschaft, was er alles an Formen und Farben des mikrobiologischen Lebens sehen konnte, doch in der Beschreibung der Ergebnisse seiner Arbeit, d.h. bei der Vermittlung seiner Theorie vom ‚Leben aus dem Eis’, bleibt er doch Einiges schuldig und findet nur selten Formulierungen, die auch dem Nichtwissenschaftler unter den Lesern Erkenntnisse bringen. Auch dieser Seite des ‚Experiments’ fehlt etwas, - vielleicht auch, weil die ganze Sache eher ein Stück Feldforschung und weniger ein klassisches Experiment war.

Ein wenig überrascht war ich von der Beschreibung des kargen und entbehrungsreichen Lebens der beiden Hauptakteure einerseits, gerade bei der Verpflegung, wo ab und zu anklingt, dass man gut haushalten muss, weil die Verpflegung genau kalkuliert ist und Nachschub ja nicht zu erwarten war, - andererseits aber an knapp 20 Stellen des Buches explizit davon berichtet wird, wie Rotwein, Whiskey, Sekt und Champagner zur Verfügung stand…. Wurde da ein weiteres ‚Experiment’ unterschlagen ?

Zur Auflockerung des Textes dienen eine Reihe schöner Naturbeobachtungen, einige Anektoden über Begegnungen mit Bären und anderen Tieren und mehrere eindrucksvoller Bilder/Fotos .

Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass das Buch letztlich doch nicht so spannend und aufschlussreich war wie ich es erwartet hatte und das ich das ganze Experimentengetue des Buches für einen Mogelpackung halte.

Eine Extraseite zur Polar-Literaturfindet man durch den entsprechenden Klick, links in der Navigationsleiste