Uranglasuren und mehr...

 

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URANGLASUREN


Absolut selten, Bowle von Dümler & Breiden mit vollflächiger Uranglasur (am Deckel   auch innen), mit einer Impulsrate von über 20.000 Imp./min.

Unten: Große etwas asymetrische Kanne des späten Art Deco...



Hier nun geht es um Beispiele uranhaltiger Glasuren auf Haushalts - und Gebrauchskeramik vornehmlich der 30'ger bis 60'ger Jahre mit dem Schwerpunkt des Art Deco. Einige wenige Ausnahmen dokumentieren zudem die Uranglasur-Praxis bis in die Mitte der 70erJahre. Anders als bei Urangläsern, bestehen diese Objekte aus einer keramischen Basis, sind also weder durchsichtig noch leuchten sie unter der Einwirkung von UV-Licht.

*Wie weiter unten zu sehen, gibt es da doch Ausnahmen und einige Glasurobjekte reagieren dann sichtbar unter Einwirkung des UV-Lichts. SIEHE Button in der Hauptnavigation, linke Spalte, "Glasuren im UV-Licht".

Bedauerlicherweise sind - aus künstlerischer Sicht - viele Objekte, besonders ab den 30er Jahren, unspektakulär, wenn nicht sogar eine optische Zumutung. Ähnlich der Geschichte der Spritzdekore, vollzog sich in den 30er Jahren ein Wandel in der deutschen Keramik, weg von den modernen Ideen, Formen und Dekoren, hin zu biederer Volkskunst, wuchtigen und z.T. überladenen Formen mit unzähligen Arten von Lauf-bzw. Lava-Glasuren, oder floralen Dekoren.
Bis etwa 1937/38 konnten sich teilweise noch moderne, der Schlichtheit des Bauhauses verbundene Dekore und Formen verkaufen, danach jedoch dominierte ein (aus unserer Sicht) schwülstiges und mitunter kleinbürgerliches Verständnis von Kunst- wie Gebrauchskeramik.  Insofern ist der Sammler glücklich, wenn er sich neben den etwas 'schwierigen' Stücken des späten Art Deco, die natürlich zum Gesamtbild gehören, auch solcher Objekte erfreuen kann, die sogar heute noch Anlass zum Staunen und zur Bewunderung geben. Manchmal vielleicht gerade deswegen, weil sie es schafften, dem kitschigen Volksgeschmack die Stirn zu bieten.

Handels- u. Sammlerobjekte mit Uran *Glas*Porzellan*Steinzeug*

Die Färbung von Glas und Glasuren durch Uran (auch in Form von Pechblende, siehe Schwarzumdrucke)) ist dessen erste Verwendung nach seiner Entdeckung durch Klaproth 1789 und datiert 100 Jahre früher als die bahnbrechenden Entdeckungen durch Becquerel 1896 oder die der Curie's um die Wende zum 20. Jahrhundert.

Gelbes und grünes Uranglas ist wegen seiner kräftigen Fluoreszenz im Ultraviolett-Anteil des Sonnenlichtes sehr beliebt. Der Urangehalt beträgt 0,1-1,2 Gewichtsprozent Uran. 0,1 % entspricht 12,3 Bq U-238 pro g Glasmasse. Trotz scheinbar hoher "spezifischer Aktivität" (im Sinne der StrlSchV ) ist Uranglas völlig ungefährlich, die industrieelle Produktion mittlerweile aber untersagt. Ebenso verhält es sich mit den Uranglasuren, denen zumindest das deutsche Recht Beschränkungen auferlegt; was nicht verwundert, ist der reine Urananteil in den Glasuren ja häufig mehr als 20 mal so hoch wie dessen Anteil am bzw. im Uranglas.

Keramische Glasuren sind glasartige, dünne Überzüge, die auf keramische Körper geschmolzen werden, um deren Oberfläche Dichte, Härte, Glätte und Farbe zu verleihen. Mit 10-20 % Uran lassen sich schöne, leuchtend rote, warm orangefarbene, zitronengelbe, hell und dunkelbraune, tiefschwarze, ja auch grüne Glasuren herstellen. Die Farbe der erstarrten Glasurschicht wird bestimmt durch die chemische Zusammensetzung der Glasur, Art und Menge der färbenden Stoffe,  Brenntemperatur und  Temperaturverlauf, die Ofenatmosphäre (oxidierend oder reduzierend) und die Auftragstärke. Von der rein chemischen Seite betrachtet sind die Rezepturen bei Uranglasuren in etwa so : Durch reduzierende Brennbedingungen können braunschwarze Töne erzeugt werden. In bleireichen Glasuren wird Uranrot (tomaten-, korallenrot) erreicht, in borhaltigen überwiegen gelbe Farbtöne; Zinkgehalt zeichnet grüne Uranglasuren aus. Beimischungen von Wolframoxid führen nicht mehr zu einer einheitlichen Deckglasur, sondern die Oberfläche ist mit roten Kristalliten überzogen. Andere Farbtöne sind in anderen Kombinationen mit Uran ebenfalls möglich.

Um Arbeiter und Künstler zu schützen, ist die Verwendung von uranhaltigen Glasuren in der Keramikindustrie heute verboten.

Gefahren beim Umgang

Im Gebrauch ist uranglasierte Keramik bei Kontakt mit sauren Lebensmitteln gefährlich, da bei längerer Einwirkung Anlösung und Kontamination eintreten kann. Problematisch sind auch Chips, Sprünge und Materialdefekte bei Glasuren. Benutzt man derart defekte Teller oder Geschirre im Haushalt, kann man abgeplatzte Glasurpartikel wohlmöglich mit verschlucken (Inkorporation). Werden sie nicht ausgeschieden, verbleiben diese Uranfragmente im Körper und können ihn schädigen.                                    Uranglasierte Wandfliesen-oder Kacheln sind wegen der erhöhten Dosisleistung im Raum zu vermeiden, wenn sie großflächig (m²), etwa in Küche oder Bad, angebracht sind (z.B. Gresicotto-Fliesen -weiter unten mit Bild-). Ob Glasuren oder Gläser beim Zerfall Radon freisetzen, oder die erstarrte Schmelze das Radon bindet, wird gegenwärtig noch wissenschaftlich untersucht.

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Die schwarze Farbe von Veduten (italienisch veduta: Ansicht, Aussicht) auf altböhmischem Porzellan enthält Pechblende (mineralisches, d.h. radiumhaltiges Uran). Auf heutigem Porzellan mit Weinlaub und ähnlichem Dekor der Manufakturen Meißen, Rosenthal und Hutschenreuther sind die dünnen schwarzen Striche in und zwischen den grünen Blättern Uranschwarz. Die schönen Farben von beliebten Porzellantieren -Hunde, Rehe u. a. m. -wären wegen des Scharffeuerbrandes bei 1400° C ohne Uran nicht möglich gewesen. (Uni Hannover)                           Siehe auch weiter unten das Kapitel über "Uranfarbe und Umdrucke"...

Die Zahl der keramischen Manufakturen hat in den letzten Jahrzehnten extrem abgenommen. Von 1920 bis 1940 hingegen gab es eine Hoch-Zeit in der keramischen Produktion, sowohl in Deutschland als auch in den anderen Industrieländern. Industriell gefertigte Haushaltskeramik war erheblich billiger als Porzellan und nicht wesentlich schlechter. Auch Arbeiter und kleine Angestellte konnten sich nun den Traum eines mehrteiligen Speise-oder Kaffee-Services erfüllen, oder dekorative Einzelstücke für die 'gute Stube' erwerben. 

Ganz speziell den Keramik-Produkten aus Georgenthal und Gräfenroda (beides zur Carstens-Gruppe gehörig) widmet sich eine Unterseite in der Navigation. Hier wurden überdurchschnittlich viele Objekte mit Uranglasuren versehen, wie in den anderen Carstens-Niederlassungen auch.

         

Aber fast jede renommierte Werkstätte - und davon gab es in den 20/30er Jahren mehr als Hundert in Deutschland - hatte ein gewisses Sortiment an Uranglasuren im Angebot. Neben den Carstens-Werken waren das im besonderen Villeroy & Boch, die Fabriken im Rheinland und die Manufakturen in Mitteldeutschland.

                                                                      

    

  

          

    

Aschenbecher

Großer Beliebtheit erfreuten sich zweifelsohne diverse Arten von Aschenbechern mit Uranglasur. Neben großen & schweren Ausführungen, gab es auch mittlere und kleine, allen voran die diversen Sets mit mehreren identischen Aschern. Und natürlich auch zu erwähnen - die damals sehr beliebten Sets, benannt als 'Rauchzeug' (siehe auch unter 'Carstens Werkstätten').

    

Uranglasur an den Zigarettenablagen. Rechteckige und herzförmige Varianten - (alle ohne Bodenmarke). Angeboten wurden solche Sets in der Regel mit einem kleinen Metallgestell in das etwa 6 Aschenbecher passten (BMF u.a.).



Großer Ascher mit der Skulptur eines Fohlens. Ungemarkt, wohl Karlsruhe zugehörig, die ähnliche Tierplastiken herstellten. Ganzflächige Uranglasur.

Kleineres, ungemarktes Objekt mit einem Uranglasur-Hündchen

Aschenbecher von Steuler aus einem Rauchzeug-Ensemble.

Rosenthal Keramik Selb



      Carstens Georgenthal                      Carstens Gräfenroda

  

Die starken Impulsraten der Villeroy-Keramiken beeindrucken immer wieder, auch bei diesem Aschenbecher, der wohl ein Werbegeschenk war... 30er Jahre/Mettlacher Platten



Werbe-Ascher für den Nürnberger Installateure-Verein, ohne Herstellerlogo, Blindmarke am Boden 183.

 

Ascher mit wieder sehr deutlicher Strahlung, aber fehlender Marke



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Villeroy & Boch Dresden 'URAN' 

Eines der klassischen Dekore dieser Sparte ist das Dekor Uran der Dresdener Villeroy Werkstätte. Von diesem Dekor gab es nur wenige Formen in wenigen Stücken. Bekannt sind ca. 10 Vasen, zwei Teller, eine Obstschale, ein Bowleservice und mindestens ein Übertopf/Blumentopf. Das umlaufende reliefplastisches Dekor geht wohl auf die Idee von Ernst Hinrichs zurück, der, Mitte der 30er Jahre, in den angemieteten Räumen der Keramischen Werkstätten J. Reh in Kamenz, die Serie 'Uran' für Villeroy Dresden weiterentwickelte. Dank für die Infos an Eva Gläsner !
Die Impulsrate liegt etwa bei 17.000 imp./min.

Meine Stücke der 'Uran'- Serie : Eine Kugelvase mit spielenden Kindern (am Boden die einfache V&B Marke) und eine üppige, etwa 37 cm große Schale, mit den für die Serie typischen Szenen agrarischen Lebens auf dem Lande (am Boden auch der Dekorname, aber mit Merkurstempel).


  Dekor Rita Passini (1883-1976)

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Uranglasur der 70er Jahre

Etwas ungewöhnlich auch für mich...  eine doch recht große italienische Kachel bzw. Keramikfliese mit einer Impulsrate von über 13000 imp./min. vom Hersteller Gresicotto ca. 1975.

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Und hier wieder weiter mit den Uranglasuren des Art Deco...

Der Übergang von 'Schön' zu 'Schaurig' ist fließend...


 

   

Bis in die 50'er Jahre waren Uranglasuren in fast allen keramischen Werkstätten üblich. Durch die zunehmende, öffentliche Besorgnis, allem gegenüber, was mit Radioaktivität, Uran und dessen Folgeprodukten zu tun hatte, wurden Uranglasuren dann immer unattraktiver für den Handel. Dies und die neuen, strengeren Sicherheits-Gesetze für die Herstellung und den Vertrieb von Haushaltskeramik, besiegelten das Ende der Uranglasur in Deutschland. Nur noch sehr selten und unter bestimmten Auflagen, wird heute noch mit diesen Glasuren gearbeitet.

Das ist mit Objekten aus Uranglas ähnlich. Aktuelle, neue Sortimente sind sehr, sehr selten und kommen fast ausschließlich aus dem Ausland. Dort, wie natürlich auch in Deutschland, ist der Kreis der Liebhaber und Sammler von Urangläsern, auch erheblich größer, als die kleine Gruppe der Uranglasur- Interessenten. Vielleicht weckt ja diese Seite das Interesse an der Thematik 'radioaktiver Glasuren'...

Uranglasuren finden

Die Produktpalette für Gegenstände mit Uranglasuren ist relativ klein. Am häufigsten findet man derartige Glasuren auf häuslicher Gebrauchskeramik, wie auf Vasen, Tellern und Schüsseln. Sehr beliebt war früher die Verwendung auf ganz normalen Fliesen für das heimische Bad oder die Küche. Seltener findet man Uranglasuren auf anderen Objekten, aber es gibt sie auch auf ornamentalen Fayencen,  Majoliken, oder Porzellanfiguren, die aber in der Regel nahezu ausnahmslos rein künstlerische Objekte sind ( Kacheln alter Kachelöfen, Rehe und Vögel in Porzellan, Fassungen von Brunnen oder Quellen, Kerzenständer ). Manch' alte Bahnhofshalle aus der Jugendstil-Zeit oder z. B. die Wandelhalle im Kurort Bad Kissingen, sind mit historischen Uranglasur-Fliesen bzw. mit ornamentalen Uranglasur-Kacheln bestückt. Ebenfalls ein Muß für alle Interessierten: "Pfunds Milchladen" in Dresden, mit der originalen V&B Ausstattung ! Das Gegenstück, die Kopie quasi, befindet sich im Mettlacher Firmenmuseum von Villeroy & Boch, nachgebaut in den 50ger Jahren, aber komplett ohne Uranglasuren (Museums-Cafe). Die Links dazu finden Sie in dem Unterpunkt der Hauptnavigation.

Mit etwas Glück findet man auch andere originelle und rare Stücke, wie z. B. uranglasierte 'Schnabeltassen' der böhmischen Bäder, oder die oben gezeigten Aschenbecher mit uranglasierter Zigarettenablage, figürliche Buchstützen und anderes mehr. 

Wichtig natürlich zum Finden und Sammeln : Die richtige Ausstattung, allen voran ein funktionierender, handlicher Geigerzähler, UV-Lampen für KW und LW, sowie entsprechende Literatur. Meine Literaturempfehlungen in Sachen Keramik finden Sie im Navigationsmenü unter Lesezeichen - Keramikliteratur.

Eine Bitte :

Einige der gezeigten Keramiken sind ohne Stempel, oder nur mit nummerischer Bodenprägung.

Falls Sie bei einem der gezeigten Stücke wissen, aus welcher Fabrik oder welcher Werkstatt es kommt, dann teilen es mir bitte über das Gästebuch oder via Mail mit. Auch, wenn Sie Unzutreffendes entdecken, lassen Sie es mich wissen. Ich bin dankbar für alle Informationen.

Grundlagen

Nach wie vor ist es auch heute noch kaum möglich, gewisse Farbnuancen ohne uranhaltige Pigmente zu erzeugen. Uran gehört mit zu den Schwermetallen, wie Blei, Wismut, Selen, Kobalt u.a.  Häufig ist es nur mit Hilfe dieser Schwermetalle möglich, Glasuren zu erzeugen, die die gewünschten Farben nach dem Brand auch wirklich zeigen, bzw. die überhaupt in der Lage sind, die Temperaturen des Brandes auszuhalten ( 900°C - 1400°C). Gewöhnliche Farben und normale Pigmentierungen verbrennen schon bei wesentlich niedrigeren Temperaturen. Technisch mögliche Alternativen zu den Uranpigmenten gibt es übrigens, und zwar nahezu das komplette Farbspektrum von Gelb, Rot bis Schwarz, wie ich von einem freundlichen Sammler und Experten aus der Schweiz erfuhr. Doch bleibt es dem einzelnen Betrachter überlassen, ob die synthetische Alternativen auch wirklich die Farbtreue der uranhaltigen 'Originale' erreichen.

Zweifelsohne sind diese Alternativen ein Fortschritt, sinken damit doch die gesundheitlichen Risiken und Gefahren, denen der Keramiker, wie auch der Hersteller der Pigmente, ausgesetzt sind (allen voran die gefährliche Inkorporation radioaktiven Staubs u.a. Kleinpartikel).

Uranobjekte und alltägliche radioaktive Strahlung

Aber auch ohne Uranglasuren sind wir umgeben von Radioaktivität. Wir selbst sind, wie alle Lebewesen, durch einige Bausteine unseres Organismus, permanent radioaktiv. Das liegt an verschiedenen Elementen, bzw. deren Isotopen, die zwangsläufig im Körper vorkommen und ganz natürlich am Aufbau und an der Funktionalität von Knochen und Gewebe beteiligt sind ( am bekanntesten sind u.a. die Isotope von Kalium und Kohlenstoff - C14 z. Bsp.). Folgend einige Grafiken über die natürlichen Belastungen in Deutschland, welche zum größten Teil durch die Erd- u. Bodenbeschaffenheit entstehen ( Eruptive, vulkanische Gesteine wie Granit erzeugen ca. 2 -4 mal mehr radioaktive Strahlung, bzw. das Zerfallsprodukt Radon, als Sedimentgesteine wie Werkkalk, oder Sandstein).

Man sieht also :  Auch ohne eine Sammlung von Uranglasuren oder Urangläsern in der häuslichen Vitrine, sind wir umgeben von mehr-oder-weniger viel an radioaktiver Strahlung.

    

Wie man gut sieht, sind die vulkanischen Untergründe des Thüringer Waldes, Erzgebirges, der Oberpfalz und des Schwarzwaldes, wesentlich auffälliger im Strahlungsmittel (in Microsievert/pro Jahr), jedoch noch immer im absolut ungefährlichem Bereich (Quelle: Bundesamt f. Strahlenschutz).

Hier die Werte für Nord-u. Ost-Bayern (in Nanosievert/pro Stunde).

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Eine Villeroy & Boch Obstschale. Erworben im Gebrauchthandel  in Nürnberg. Durchmesser ca. 30 cm, mit flächig aufgetragener Uranglasur.

Auch hier kommt der Geigerzähler mit seinem 4-stelligen Display an seine Grenzen. Nach 28 Sekunden sind schon über 10000 Zerfalls-Impulse gemessen, ähnlich beeindruckend, wie bei dem o. abgb. Milchkännchen (Bild 2).

Eine andere dekorative Obstschale (leider ohne Infos zum Alter und zur Werkstatt) auf drei kleinen Füßen :

Uranfarbe & Umdrucke aus Uranerz (Pechblende)

Wie die Urangläser, so sind auch die sogenannten 'Schwarzumdrucke' Objekte der 1. Generation. Noch vor der ersten Verwendung von Uranglasuren, wurden Urangläser und Umdrucke gefertigt. Im Biedermeier und frühen Historismus waren (besonders im europäischen Raum) gerade die Umdrucke äußerst populär wie preiswert und wurden in vielen Manufakturen hergestellt. Beliebteste Motive waren Ansichten von Bauwerken (Veduten), oder Allegorien zum bürgerlichen Leben, zur Jagd und mythologische Darstellungen. Besten Dank an Ulli Hamm aus Regensburg für die freundliche Überlassung der Tasse (im Tausch gegen den Ditmar Urbach Teller) !

Grundlage aller Schwarzumdrucke und der Schwarzlot-Technik ist die Verwendung reiner Pechblende, die als Farbgeber genutzt wird. Dazu wird die natürliche Pechblende extrem fein gemahlen und anschließend noch mit wenigen Anteilen an Flußmitteln versetzt. So zubereitet kann das Pigment entweder direkt als Glasurfarbe mit Pinseln aufgetragen werden, als auch indirekt über ein Transfer-Medium wie beim Schwarzumdruck. Diese Technik des Transfer-Printings wurde im 18. Jahrhundert in England entwickelt und durch die Kupferumdrucke Josiah Wedgwood's populär. Hierbei wurde - wie bei Stahl-Kupfer- bzw. Holzstichen - die gestochene Bildplatte vorsichtig mit dem Pechblendepigment versehen und das Bild dann auf sehr spezielles, dünnes Seidenpapier gedruckt, welches wie ein Abziehbild auf das mit einem Haftmittel versehene keramische Objekt aufgebracht wurde. Im Ofen verbrannten dann restlos Haftmittel und Seidenpapier, während sich die schwarze Pechblende-Farbe mit der keramischen Matrix verband. Am Ende erhielt das Objekt noch eine leichte, farblose Überglasur und war dann fertig. Auch mit der Inglasurtechnik möglich.

Wie man an manchen Objekten sehen kann, gab es auch eine ganze Reihe an Kopisten und Nachahmern, die sich die Techniken und Dekore der großen Porzellanmanufakturen (V&B, KPM, Wien, Schlaggenwald etc.) aneigneten, um am wirtschaftlichen Erfolg des Schwarzumdrucks zu partizipieren. Die Qualität der Porzellane war zwar nicht berauschend, aber die Technik des Umdrucks mit gemahlener Pechblende war dieselbe. Leider haben diese zeitgenössischen Objekte kaum eine nachvollziehbare Signatur, bestenfalls eine nummerische Bodenmarke, während die bekannten Manufakturen alle ihre Teile gestempelt haben.

Die Tasse (siehe unten) kommt aus der Zwickauer Manufaktur von Christian Fischer, entstanden zwischen 1846 und 1859. Alle Porzellanobjekte besitzen eine sehr hohe Impulsrate von ca. 3000 imp./min oder höher.

Der nachfolgende Teller ist ohne Herkunftsnachweis. Er ist nicht aus Porzellan, sondern aus Steingut, was man am dunkleren Scherben und am geringeren Gewicht leicht feststellt. Bei den Steingut-Keramiken scheint die Schwarzumdrucktechnik ähnlich, jedoch ist eine deutlich geringere Impulsrate zu verzeichnen. Der abgebildete Teller liegt bei ca. 400 imp./min, ein anderer Teller in der Sammlung bei etwa 200 Impulsen (jeweils mit dem RKSB/Radian 104 am großen Zählfenster).

Schwarzumdrucke verschiedener böhmischer Manufakturen sind inzwischen auch hier im Archiv bzw. im Schrank. Sie stammen zum größeren Teil von Lippert & Haas bzw. August Haas aus Schlaggenwald, sowie von Fischer & Reichenbach aus Pirkenhammer. Zwei Einzelgedecke gehören zur Lokalität der Gebr. Haidinger aus Elbogen (Loket), andere zu Hübel/Prag, Klösterle usw.. Allen Objekten gleich ist die hohe Impulsrate. Auch die Marken am Boden, wo vorhanden, sind auf Pechblende-Basis unter- oder in Glasur aufgestempelt. 

Die Herkunft der Steingut-Objekte gibt noch Rätsel auf. Vergleichende Untersuchungen an ähnlichem Material sollen demnächst Klarheit darüber schaffen, welche der europäischen Steingut-Manufakturen ggf. auch mit Pechblende dekorierten, und wie die zeitliche Zuschreibung des Steingut-Schwarzumdrucks ausfällt. Möglicherweise liegt der ja sogar in seinen Anfängen noch vor dem des Porzellan-Umdrucks. 

 



Wird bei den Uranfarben das Uranpigment in der Regel in oder unter der Deckglasur aufgebracht und dabei nicht nennenswert verflüssigt, so geschieht dies bei den Uranglasuren und den Urangläsern. Die Pigmente der Glasuren werden nach dem Auftrag (ebenso wie die Keramikmatrix) so heiß gebrannt, daß Glasur und Untergrund versintern und sich somit gut verbinden können.         

Beim Uranglas wird nur ein winziger Anteil an Uranpigment benötigt, um die Leuchtkraft der Gläser zu erreichen. Dabei wird (stärker als bei den Glasuren) mit großer Hitze die ganze Masse verflüssigt, so das sich Uran und Glasmasse chemisch fest verbinden und nach dem Abkühlen ein homogene Einheit bilden, die nicht mehr zu trennen ist.

Autoradiografie

Nun endlich bin ich auch dazu gekommen, mich mit der Radiografie einzelner Objekte zu befassen und möchte gern die Ergebnisse anfügen. Dabei kommen die Schwarzumdrucke am besten zur Geltung, einerseits weil sie detailreiche Bilder ermöglichen, andererseits weil die Form der Kannen oder Tassen ein planes auflegen des Fotomaterials begünstigen.

Bestes Ergebnis bislang - eine (Schlaggenwald) - Kanne mit Ansichten von Budapest. Oben das Original, in der Mitte die seitenverkehrte Radiografie >nach 8 Tagen Kontakt< und unten die Radiografie nachbearbeitet und vertikal gedreht.



Uranschwarz als Uranfarbe in der Porzellanmalerei

Bei dieser Figur (vermtl. aus Gräfenthal/Thüringen) verwendete man das Uranschwarz um die Zehen und Augen zu malen.

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Da an verschiedenen Stellen im Text Uranglas genannt wird, zeige ich auch gern mal einige meiner Exponate. Die Aufnahmen entstanden in relativer Dunkelheit, - das Leuchten der Urangläser wurde durch zwei kleine, mobile UV-Quellen (mit Lang-u. Kurzwellen) erzeugt. Im normalen  Licht sehen die Teile wie gewöhnliche Glasobjekte aus.



Aber hier nun wieder zu den Uranglasuren...

Ein Teller von ca. 1930 der Manufaktur 'Ditmar Urbach' aus dem böhmischen Teplitz. Wohl ein "auf Glasur"-Objekt mit kleinen Blüten als Dekor. Die roten Blüten bestehen aus Uranglasur/farbe. ( Von mehreren Seiten wird angemerkt, daß wohl nicht das Rot der Blüten, sondern vielmehr die flächige Grundglasur die Impulse aussendet. Spannend !)

Henkelvase Dümler & Beiden

 

En neuer kleiner Dessert- oder Obstteller, ohne Marke. Ca. 1400 Imp./min.

Und hier eine Kachel aus den 50ger Jahren und ein Eierbecher, vmtl. von Wächtersbach.

 

Auch ein neues, wunderschönes Objekt....B & B Sitzendorf/Thüringen...

Obstschale von Merzi & Remy

Woher aber kommt diese Vase ?

 

Eine schlanke Vase von Annaburg, Sachsen-Anhalt...

Spannend ist auch die Frage nach den verschiedenen Farben von Uranglasuren. Am häufigsten findet man auf Gebrauchsgeschirr das sogenannte Uranrot, was auf den meisten Objekten (siehe Abbildungen oben) sofort ins Auge springt. Entweder als dekorative Ränder und Bänder, oder in der Version der 'Lauf- oder Lavaglasur'. Komplette und flächige Glasuren sind seltener,  aber nicht unüblich. Sie sind im Strahlungsmittel in der Regel sehr aktiv, wie das folgende - eines meiner Lieblingskännchen (Schramberg)....

Aber die Bandbreite der Farben ist nicht nur auf das Uranrot beschränkt, wie folgende Bilder zeigen. 

 

Obige schwarze Vase stammt aus der Fabrikation Römhild/Thür.

Vielen Dank für die freundliche Information ! Und Gruß nach Köln !

Keramik-Schale von Bückeburg mit beige-gelber Uranglasur

Bierseidl mit Uranglasur in 3 Varianten

Nicht untypisch, eher häufiger zu finden als beim Bierkrug - Uranglasuren auf Weinbechern bzw. Krügen, oder ganzen Bowle-Garnituren. Hier ein kleiner Seidl mit Weinlaubdekor, ungemarkt.

Eine typische Dose des Art Deco von Carstens aus Gräfenroda...

Dümler & Beiden. Beide haben am Boden die geprägte Nr. 220/II, bei der Vase mit der Laufglasur (rechts) fehlt aber der D&B Stempel.

Ungemarkt, aber hier wird es sich wohl um eine Carstens-Schale handeln.

 Marzi & Remy Zucker/Honig-Dose

Begeistert bin ich von diesem Teller aus den 70'ern. Leider fehlen mir genauere Daten zum Künstler.

Der Teller von hinten...

Ein anderer Wandteller mit Fisch-Motiv, ohne Signatur. Bemerkenswert ist die feine, fast kristalline Glasur.

Kleine Wandvase von Strehla und gewöhnliche Vase des gleichen Herstellers aus Sachsen.

  

Unbekannter Hersteller (Obstschale) und dazu passend eine

Karaffe, mutet an wie Steuler, aber wer weiß...



Elegante Vase mit fehlender Signatur. Wohl V&B Torgau, die dort verwendete Form 12 ist exakt die der Vase (Bodenmarke). Von Villeroy und Boch sind gleiche Vasen mit Spritzdekor bekannt.

Ungemarktes Set mit einer großen Obstschale und 6 Obsttellern. Perfekte Erhaltung. Leider ohne Signatur u. ohne Pressmarken. Hat jemand eine Idee zum Hersteller ? Wohl Ziegler/Schaffhausen...

Auch ein kleines Set aus 4 Kuchentellern. Ungemarkt.

Noch eine ungemarkte,  große und schwere Obstschale...

Oder dieses große Stück, dem ich ebenfalls eine Herkunft aus einer Carstens-Werkstätte zusprechen möchte, auch wenn der definitive Stempel fehlt.

Aus der Werkstatt von Hertha Huber-Roethe Landshut. Vielen Dank für die Info an Gabriele aus der Schweiz !

Vase Übergangsdesign zw. Jugendstil/Art Deco. Ungemarkt.

Kugelige Art Deco Vase von Gotha-Keramik mit der klassischen Pressmarke

Kugelvase, leider nur mit Bodennummer...

 

Und noch ein Klassiker aus den 50er Jahren :  Wandteller von Ruscha - mit fluoreszierenden Blattspitzen...

Kleine Vase, ungemarkt.

Deckeldose/Deckelvase von Holl-Keramik

 

Wer weiß 'was zum Hersteller (Arnulf Holl) ?

Arnulf Holl von 1928 bis 1932 Werkmeister der keramischen Werkstätte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Danach als Keramiker in der Fränkischen Schweiz tätig. ( Vielen Dank für die Infos an die Akademie d. BK Nbg. und T. Krüger, Nürnberg)

Wieder eine große Obstschale mit starker Strahlung auf dem modernen Dekor. Uffrecht Werk Hubbe.                 (Vielen Dank für die Bestimmung an Gabriele aus der Schweiz!)

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Wunderbare, kleine Vase im Stil der Antike, sehr zarte, dünnwandige Keramik

Und eine mittelgroße Deckeldose bzw. Schüssel aus Karlsruhe (Martha Katzer)

Großes Tableau von Steuler mit starker Strahlung von großflächiger Glasur (aus einem Rauchzeug).

...und andere Steuler - Teile...

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Aus den 30er Jahren wieder eine Ergänzung zu der großen Villeroy & Boch Schale vom Anfang. Kleine Schälchen die ebenso stark strahlen, we ihr großer Bruder (Mettlach).

Obstkorb ungemarkt

Ungemarkter Uranglasur-Teller

Kleines Schälchen


Gebäckdose vmtl. Ü-Keramik (Übelacker) 30er Jahre

Marzy & Remy Obstschale

Stützel & Sachs Aalen kleines Schälchen

Kachel/Wandschmuck : Karlsruher Majolika

Jasba Dose wohl 50er Jahre

Vase Rosenthal-Keramik

...und Rosenthal-Keramik-Teller

 

Große ungemarkte Dose

Ungemarkte Kunstkeramik

Ungemarktes Set mit hoher Strahlung von Uffrecht Werk Hubbe


Wächtersbacher Objekte zu denen auch noch ein gleicher Teller vorhanden ist.

Wer kennt die Signatur vom Boden dieser Stierkeramik... ?

Villeroy & Boch Torgau, Form Frankfurt, Teekanne und Kännchen

Steuler Obstschale

Villeroy & Boch Dresden, Persia, ca. 1938. Eine zeittypische Bowle mit einer Impulsrate von ca. 11000 imp./min.  Die Form wurde auch mit anderen Dresdner Dekoren versehen z.B. dem bekannten Dekor 'Kirmes'.

Kanne mit Uranglasur-Rand um 1929/30, ohne Marke.                         Schönes Beispiel für die zeitgenössische Art, durch flache Kannenkörper mehr Raum im Brennofen und Versandkarton zu erhalten.